Meiner Meinung nach wird das Wort Burlesque inzwischen etwas überstrapaziert.
Wikiepedia gibt zur Kunstform Burlesque folgende Definition:
„…Burlesque nannte sich eine Gattung des US-amerikanischen Unterhaltungstheaters hauptsächlich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, die dem American Vaudeville nahestand, aber als zentrale Attraktion den Striptease präsentierte….
Die Künstlerinnen entkleideten sich nicht vollständig, sondern entledigten sich nur gewisser Kleidungsstücke. Das Ausziehen von Handschuhen konnte dabei zur erotischen Attraktion werden. Als der Striptease nach 1930 zum wirklichen Ausziehen wurde, löste sich die Verbindung von Moderation, Tanz, Gesang und angedeutetem Striptease auf….“
Weiter findet man dazu:
„…Abgrenzung zum Striptease…
…Die Abgrenzung zwischen den verwandten erotischen Tanzarten Striptease und New Burlesque wird landläufig vor allem durch den Grad des Ausziehens bestimmt. Eine Burlesquetänzerin entkleidet sich üblicherweise nicht komplett während einer Show. Die eigentliche Unterscheidung erfolgt jedoch durch die Ausrichtung und die Zielsetzung der Vorführung. Während die Burlesque eher amüsieren, unterhalten und nur bedingt sexuell animieren will, zielt der Striptease sehr viel deutlicher auf eine sexuelle Stimulation und bindet weitaus weniger Elemente des Kabarett oder Varietés in die Aufführung ein….“
Wer bei den Suizide Girls aber auf Glitzer und Glamour hofft, wird enttäuscht.
Wer bei den Suicide Girls auf aufwendige und neckische Kostüme hofft, wird enttäuscht.
Wer bei den Suicide Girls auf kreative Arten des Ausziehens hofft, wird enttäuscht.
Wer bei den Suicide Girls das klassische Rotieren von Nippelquasten sehen möchte, wird enttäuscht.
Das alles gibt es bei den Suicide Girls leider nicht. Vielmehr ist es ein halbnacktes Tanzen auf aktuelle Musikstücke. Die Tänzerinnen kommen so gut wie immer gleich bekleidet auf die Bühne – kurzes Röckchen, kleines Höschen, Top oder T-Shirt, die Nippel abgeklebt, oder gleich so gut wie ausgezogen.
Das Ausziehen passiert immer zügig, immer ähnlich – zuerst vorne überbeugen und das Popöchen präsentiert, dann Shirt über den Kopf. Mit der Kunst des Ausziehens hat das nicht mehr viel zu tun- das burlesque Tease-me-please-me fehlte gänzlich.
Man könnte jetzt hier mit den Oben-ohne-Revues à la Moulin Rouge kontern, aber dafür sind die Tanzeinlagen nicht aufregend und nicht synchron genug.
Das merkt man auch ein bisschen an der Stimmung. Die Halle gebrodelte nicht gerade. Der Applaus wirkt eher nett gemeint, aber nicht begeistert. Positiv überrascht war ich von den Herren im Publikum, die zwar laut, aber nicht zottig waren. Der einzige unangebrachte Kommentar kam von einer Frau neben mir, die mit Blick auf die ziemlich kleine Oberweite einer Tänzerin meinte, “da könnte Sie auch ihre kleine Schwester hinstellen“.
Neben Oben-Ohne Tanzeinlagen mit angedeuteter girl-on-girl-Aktion und weiteren Männerphantasie, wurde auch gesungen. Ein als Ariel die Meerjungfrau verkleidetes Suicide Girl besang ihren Wunsch nach Beinen, um endlich einen Kerl zwischen Selbigen zu haben und versenkte dabei gleich auch mal ein, zwei Töne. Der danach besungen Dreier zwischen Hermine, Harry Potter und Ron Weasley bot auch nicht unbedingt unvergessliche Momente, hakte aber wohl den Punkt“ Dirty Talk“ ab.
Moderiert wurde das Ganze von Missy Suicide, die recht laut und grobschlächtig durch die Show führte. Das Mitmachprogramm war auch eher ein Stimmungskiller, vielleicht auch einfach Füllmaterial für die Show. Ein Paar, welches einen Lapdancekurs erhielt, ein Mann – auf Wunsch einer mit hohem Bildungsgrad – der durch erotische Umtanzung vom Lesen eines Textes abgelenkt wurde und drei Damen, die eine Art Vortanzen als Bewerbung für die Suicide Girls hinlegen sollten. Interessanterweise erhielten die Herren als Preis für das Mitmachen immer eine der viel beworbenen Jahresmitgliedschaften bei den Suicide Girls (dort sieht man wohl eine Menge nackter Mädels) , die drei Mädel aber lediglich ein T-Shirt nach Wahl- ganz klare Zielgruppeneinteilung.
Die fast 2-stündige Show endet mit einem Stagedive zweier Suicide Girls, eine der Damen wurde gleich wieder Richtung Bühnen transportiert, die andere schaffte eine große Runde, zuerst auf dem Bauch, dann auf dem Rücken. Für diese Jungs im Publikum hat sich der Besuch gelohnt.
Nachdem das Bühnenlicht erloschen war und die mitgebrachte Suicide-D-Jane wieder ihr Programm aufnahm, leerte sich das LKA auch relativ schnell. Die Zugaberufe, die unerhört blieben, starteten eigentlich erst, nachdem gut die Hälfte der Halle schon am Gehen war.
Anstatt #blackheartburlesque wohl eher ein schwarzer Tag für Burlesque.